Erfolgreicher Stratosphärenflug

Flüge an den Rand des Weltraums anbieten? Das können nicht nur zwei konkurrierende Milliardäre, das kann auch ein schulformübergreifendes MINT-Projekt der Bischöflichen St. Angela-Schule!

Seit Beginn des Schuljahres haben die 9er- Jahrgänge der Realschule und des Gymnasiums im Rahmen des Physikunterrichts darauf hingearbeitet, eine Sonde mit sensibler Messtechnik auszustatten und bis in eine Höhe von 36000 m zu schicken. Der Plan war, von dort oben spektakuläre Videoaufnahmen von unserer Atmosphäre zu machen und in die Schwärze des Weltalls zu blicken. Außerdem sollten während des Aufstiegs fortwährend Messdaten zu Luftdruck, Temperatur, Geschwindigkeit und Strahlungsintensität aufgenommen und gespeichert werden, um nach der Rückkehr auf die Erde analysiert zu werden.

Dieses umfangreiche Projekt wurde durch die Schulstiftung gefördert, ohne deren finanzielle Unterstützung die Realisierung nicht möglich gewesen wäre. Die große Bedeutung des Projekts wird auch durch den Besuch von Schulrätin Frau Schmidt deutlich, die eigens für den Start aus Aachen gekommen ist und dem Schulträger vom Verlauf des Experiments berichten kann. Dieses Experiment macht den naturwissenschaftlichen Unterricht erlebbar und geht über die Theorie nur aus Büchern hinaus.

Doch nicht nur wir selbst berichten und erzählen über diesen spannenden Tag, sondern auch die Dürener Zeitung konnte für einen umfangreichen Bericht gewonnen werden.

Für den Aufstieg der Sonde nutzten die Schülerinnen allerdings keinen Raketenantrieb, sondern erreichten den notwendigen Auftrieb über einen Wetterballon, der mit Helium gefüllt wird und sich in etwa 36 km Höhe von 2 m Startdurchmesser bis etwa 12m Größe ausdehnt, bevor er dann wegen des fehlenden Umgebungsdrucks platzen und zusammen mit der Sonde zurück Richtung Erde fallen sollte. Damit die Sonde beim Aufprall keinen Schaden nahm, sollte ein Fallschirm dabei die Sinkgeschwindigkeit reduzieren.

Zwei GPS-Tracker waren an der Sonde verbaut, um während der Landung dann den Standort zu ermitteln und sie so wieder bergen zu können.

Bei zunächst unsicherem Wetter setzten sich am Starttag dann immer größere Wolkenlücken durch, so dass die Starterlaubnis vom Tower des Militärflugplatzes Nörvenich erteilt wurde und der Ballon wie geplant um 9:30 Uhr starten konnte.

Unter den Augen der Schulgemeinde wurde der Ballon nach einem vielstimmigen Countdown aufgelassen. Dann eine Schrecksekunde: Eine plötzliche Windböe erfasste den Ballon, so dass die 18 m tiefer hängende Sonde das Schulgebäude streifte und neben einer leichten Beschädigung eines Stabilisierungsflügels einen wichtigen GPS-Tracker verlor. Daher konnte die Flugroute der Sonde nur noch über den zweiten Tracker verfolgt werden, der allerdings zur Datenübertragung auf eine Verbindung zum Mobilfunknetz angewiesen ist. So verloren die Schülerinnen den Kontakt zur Sonde, die etwa 1000m über Merzenich das zunächst letzte Signal versenden konnte.

Doch mit Hilfe einer Flugroutenvorausberechnung auf Grundlage der Wetterdaten war ein Landeort in der Nähe von Wipperfürth wahrscheinlich. So fuhr ein Bergungsteam aus Lehrern, Eltern und Schülerinnen zunächst dorthin, um auf ein Signal des verbliebenen Trackers beim Wiedereintritt in die Reichweite von Mobilfunknetzen zu warten. Leider zunächst vergeblich!

Als sich schon Enttäuschung breitmachte, kam etwa 4 Stunden nach dem Start dann ein Signal: In 30 km Entfernung war die Position der Sonde gemeldet worden. Der Tross fuhr voll freudiger Erwartung zur angezeigten Stelle und machte sich auf die Suche durch Waldstücke, Wiesen und Gärten. Erfolglos! Die Hoffnung, die Sonde bergen zu können, schwand, denn es hatte sich offenbar nur um eine Positionsmeldung der Sonde im Vorbeiflug gehandelt. Doch genau in die aufkommende Enttäuschung hinein kam ein Anruf einer Frau aus dem Hochsauerlandkreis: Ein Hund hatte beim Spaziergang mit seiner Besitzerin die Sonde entdeckt und verbellt, allerdings weitere 80 km Luftlinie entfernt, was mehr als anderthalb Stunden weitere Fahrzeit bedeutete.

Große Freude dann bei der Übergabe der Sonde im Ort Sundern: Fast unbeschadet hatte die Sonde den Ausflug an den Rand des Weltraums und die dann folgende Rückkehr auf die Erde – sogar durch die Gewitterfront hindurch – überstanden!

Nach gemeinsamer Stärkung mit Burgern und Pommes ging es dann abends zurück nach Düren.

Ein spannendes Projekt war dann doch noch glücklich zu Ende gegangen und wird uns sicherlich noch lange in Erinnerung bleiben!