Geschichte

Die Geschichte unserer St. Angela – Schule

Angela Merici – ein Leben für die Bildung junger Mädchen

Angela Merici wurde vermutlich am 21. März 1474 in Desenzano am Gardasee geboren. Die Wen­de vom 15. zum 16. Jahrhundert war eine Zeit des Umbruchs: 1492 entdeckte der genuesische See­fahrer Christoph Kolumbus Amerika, wenige Jahrzehnte zuvor hatte Johannes Gutenberg in Mainz die ersten Bücher mit beweglichen Lettern gedruckt und 1517 begann mit Martin Luther die Refor­mation in Deutschland.

In Italien, wo Angela Merici lebte, war mit der Renaissance ein neues Zeitalter angebrochen, in dem sich altes Wissen der Antike mit neuem Wissen verband und zu spektakulären wissenschaftlichen, architektonischen und künstlerischen Leistungen führte.

Angela Merici sah in ihrem Leben sowohl die Seite der Reichen als auch die der Armen. Und so be­schloss sie, ihr Leben ganz der Ausbildung der jungen Mädchen zu widmen, die in der aufstreben­den Patriziergesellschaft wenig Platz hatte.

Im Jahr 1535 gründete sie die Gesellschaft der Hl. Ursula und widmete sich fortan der christlich- humanistischen Ausbildung junger Mädchen.

Wie wichtig das Anliegen Angelas war, zeigte sich darin, wie rasch sich der Ursulinenorden über ganz Mitteleuropa ausbreitete. 1681 richteten zwei Ordensschwestern aus Lüttich die Bitte an den Jülicher Herzog, einer Klostergründung, verbunden mit einer Schule für „höhere Töchter“, in Düren zuzustimmen. Zwar gab es dort schon eine von der Stadt getragene und von den Jesuiten geführte Mädchenschule, doch das Versprechen der Ordensschwestern, nur Schülerinnen aufzunehmen, die eine entsprechende Mitgift mitbrächten, reichte dem Stadtrat aus, um der Gründung zuzustimmen.

So legten diesen beiden Schwester im Jahr 1681 den Grundstein für die Geschichte unserer Schule.

Die Ursulinen in Düren

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts hatte Düren nur ca. 1800 Einwohner. Viele Kriege und Epidemien wie die Pest hatten die Bevölkerung während der sogenannten „kleinen Eiszeit“ stark dezimiert. Nur langsam stieg die Bevölkerung im 18. Jahrhundert wieder an. Die Ursulinenschwestern waren innerhalb der Stadtmauern einige Male umgezogen, bevor sie an der Kölnstraße, innerhalb des alten Stadtmauerringes, eine Schule mit dazugehöriger Kapelle errichteten. Mittlerweile gab es eine Ele­mentarschule für Lesen, Rechnen, Schreiben, Klöppeln und Werken, in der auch mittellose Mäd­chen, die keine Mitgift einbrachten, unterrichtet wurden. In der „höheren Schule“ wurde Franzö­sisch gelehrt und gesprochen.

Am Ende des 18. Jahrhunderts muss die Schule aus allen Nähten geplatzt sein, denn man beschäf­tigte sich eifrig mit Neubauplänen, bis die Französische Revolution und die Eingliederung der Rheinlande in den französischen Staat durch Napoleon 1794 bis 1814 den Schwestern einen Strich durch die Rechnung machten. Nur unter erschwerten Bedingungen konnten überhaupt in dieser Zeit das religiöse Leben und die Unterrichtstätigkeit aufrecht erhalten werden. Dabei hatten die Ursuli­nen noch Glück, denn Napoleon benötigte für seine vielen Kriegszüge Schwestern, die sich in der Kranken- und Invalidenpflege auskannten, und so erkannte Napoleon 1806 die Ursulinen offiziell als Lehrgesellschaft an. Damals lebten im alten Kloster in der Kölnstraße 12 Ordensschwestern, die über 160 Schülerinnen unterrichteten.

Neubau und vorläufige Schließung der Schule unter Bismarck

Ab 1815 gehörten die Rheinlande, und somit auch Düren, zu Preußen. 1825 wurde die allgemeine Schulpflicht in Preußen eingeführt und weil die Ursulinen bereits über viel Erfahrung in der Mäd­chenbildung verfügten, übertrug die Stadt Düren ihnen die Koordination aller Mädchenelementar­schulen der Stadt. Nun wurde auch ein großer Neubau verwirklicht, und zwar außerhalb der Stadtmauern an der Kölnstraße in Sichtweise des alten Domizils.

1865 war das neue Schulgebäude bezugsfertig und wurde von allen Seiten wegen seiner fortschritt­lichen und großzügigen Bauweise gelobt. In der „neuen“ Ursulinenschule gab es nun 10 Klassen der Elementarschule, drei Klassen für die „höheren“ Töchter und zusätzlich vier Klassen mit Inter­natsschülerinnen. Unterricht wurde in folgenden Fächern erteilt: Religion, Deutsch, Französisch, Englisch, Literatur, Weltgeschichte, Geographie, Naturkunde, Rechnen, Buchführung, Schönschrei­ben, Zeichnen, Gesang und Hausarbeit. Alle Lehrerinnen mussten über eine staatliche Lehrbefähi­gung verfügen.

Mit der Reichsgründung 1871 verschärfte Bismarck den Kurs gegenüber der katholischen Kirche. Weil der Schulunterricht durch Ordensleute eine „angemessene vaterländische Erziehung“ nicht gewährleiste, wurde 1875 allen katholischen Ordensschulen die Lehrerlaubnis entzogen. 1878 mussten die Ursulinen ihre Lehrtätigkeit einstellen und die Schule an die Stadt übergeben. Die hö­herer Töchterschule wurde aufgelöst. Alle Ursulinen verließen die Stadt.

Neuanfang, wieder ein Umzug und endlich ein neuer Name:

St. Angela- Schule

Im Juni 1914, Bismarcks Kampf gegen die katholische Kirche war längst gescheitert, kehrten die Ursulinen nach Düren zurück. Im August 1914 begann der Erste Weltkrieg und an eine Wiederauf­nahme eines Schulunterrichts war zunächst nicht zu denken. Das Schulgebäude an der Kölnstraße hatte neue Besitzer und so zogen die Ursulinen in die Zehnthofstraße und errichteten eine Handar­beitsschule für junge Fabrikarbeiterinnen.

Nach Ende des Krieges 1919 kauften die Schwestern ein weitläufiges Grundstück zwischen der Bis­marckstraße und der Kölnstraße. Dort errichteten sie mit Zustimmung der Stadt Düren ein Lyzeum, um an die alte Tradition der höheren Töchterschule anzuknüpfen. Nach und nach entstanden Schul­gebäude, Kapelle und großzügige und liebevoll angelegte Parkanlagen. Zur Bismarckstraße lag die aus der Gründerzeit stammende Villa Stein mit repräsentativen Räumen. In den 1920er Jahren füg­ten die Schwestern eine Mittelrealschule hinzu, sodass die Anzahl der Schülerinnen stetig anstieg, außerdem wurde ein Kindergarten betrieben. Ab 1929 erhielten alle schulischen Einrichtungen der Ursulinen den Namen St. Angela- Schule und 1930 erfolgte die staatliche Anerkennung. Um auch das Abitur ablegen zu können, richteten die Schwestern eine dreijährige Frauenoberschule ein, in der 1934 das erste Abitur abgelegt wurde.

Dürens schwärzester Tag: der 16. November 1944

Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Januar 1933 wurde Deutschland zu einem tota­litären Unrechtsstaat. Die überwiegend katholische Bevölkerung der Region stand den nationalso­zialistischen Machthabern nicht nur positiv gegenüber. Der St. Angela- Schule wurde bereits 1936 angekündigt, kein weiteres Abitur mehr abnehmen zu dürfen. Darin spiegelt sich die grundsätzliche Skepsis der Nationalsozialisten Einrichtungen gegenüber wider, die nicht der direkten Kontrolle un­terstanden oder nicht gleichgeschaltet werden konnten.

Schritt für Schritt entzog der Staat der Schule die Möglichkeit zu unterrichten. Ab 1940 durften kei­ne neuen Schülerinnen mehr aufgenommen werden. Eine Schließung sollte 1944 erfolgen.

Mit dem verheerenden Bombenangriff auf Düren am 16. 11. 1944 änderte sich die Situation grund­legend. Auch die Gebäude der St. Angela- Schule wurden von mehreren Fliegerbomben getroffen. Kapelle und Schulgebäude brannten fast vollständig aus, 6 Schwestern fanden den Tod.

Neuanfang nach dem Krieg

Bereits im Sommer 1945 kehrten die zuvor nach Mitteldeutschland evakuierten Schwestern in das völlig zerstörte Düren zurück. Am Angela- Tag 1947 konnte in den angestammten Räumen an der Bismarckstraße der Unterricht wieder provisorisch aufgenommen werden, nachdem man bereits in Räumen des Landeskrankenhauses seit 1945 Mädchen unterrichtet hatte.

Nach und nach erfolgte der Wiederaufbau der Schulgebäude. 1951 wurde der dem Park zugewandte Gebäudekomplex in Betrieb genommen. 1957 konnten die Internatsschülerinnen den Gebäudetrakt an der Bismarckstraße beziehen. Sein festungsartiges Aussehen brachte dem Gebäude schnell den noch heute anzutreffenden Spitznamen „Nonnenbunker“ ein. 1974 wurde wie an allen nordrhein- westfälischen Schulen die Oberstufenreform durchgeführt. Seitdem führt die St. Angela- Schule die Bezeichnung Privates Mädchengymnasium und Realschule St. Angela. Seit den 1970er Jahren ist die Zahl der Schülerinnen der St. Angela- Schule beständig auf über 1000 gestiegen.

Von der St. Angela- Schulgesellschaft mbH zur Bischöflichen St. Angela Schule mit paralleler Monoedukation

Seit den 1990er Jahren wurde zunehmend deutlich, dass die Ursulinen personell nicht mehr in der Lage sein würden, die Schule dauerhaft alleine weiter zu führen. Gemeinsam mit dem Bistum Aa­chen und einem neu gegründeten Mitträgerverein wurde im Jahr 2001 die Trägerschaft auf ein zukunftsfähiges Modell umgestellt. Seither trugen neben dem Orden der Ursulinen das Bistum Aachen und der Mitträgerverein der St. Angela- Schule gemeinsam die Schule als GmbH.

Im Jahr 2015 wurde die Gemeinschaftsstiftung der St. Angela-Schule begründet. Sie wurde vom da­maligen Bischof von Aachen, Dr. Heinrich Mussinghoff, unter dem Dach der Bischof-Johannes­-Pohlschneider-Schulstiftung im Bistum Aachen errichtet.

Mit dem 1. 8. 2018 wird ein neues Kapitel in der Geschichte der St. Angela- Schule aufgeschlagen. Bereits seit dem Jahr 2000 war das Bistum Aachen als Mehrheitsgesellschafter in der St. Angela- Schulgesellschaft mbH vetreten. Nun tritt es die alleinige Trägerschaft der Schule an. Aus der ehemaligen Ursulinenschule St. Angela wird die Bischöfliche St. Angela- Schule als 12. Schule des Bistums Aachen.

Auch in der pädagogischen Arbeit ergeben sich ab dem Schuljahr 2018/2019 grundlegende Veränderungen. Mit der Aufnahme von Jungen in einer reinen Jungenklasse beschreitet die Schule neue Wege.

Die Bischöfliche St. Angela- Schule im Jahr 2035 – ein Blick in die Zukunft

Vor 500 Jahren gründete unsere Namenspatronin, die hl. Angela, die Gemeinschaft der Ursulinen. Auf diesem Fundament ruht unsere lange Tradition. Die Schule hat sich im 21. Jahrhundert in viel­facher Weise geöffnet. In ihrer Geschichte wurde die Schule zwar mehrfach aus politischen Grün­den geschlossen, aber immer wieder haben Menschen ihre ganze Kraft dazu benutzt, die Notwen­digkeit einer christlich- humanistischen Bildungseinrichtung in Düren neu zu denken und zu eta­blieren. Mittlerweile können auch Jungen am Bildungsgedanken der hl. Angela partizipieren.

In einer multikulturellen Stadt hat die St. Angela- Schule auch im Jahr 2035 selbstverständlich ihren wichtigen Platz. Sie leistet nach wie vor einen wertvollen Beitrag für Integration, Zusammenhalt, Solidarität und Mitmenschlichkeit, und das schon seit über 350 Jahren.

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