Geschichte lebendig machen: Zeitzeugenveranstaltung mit einem Opfer des SED-Regimes Herrn Peter Hippe
Am Freitag, den 11.03.2022 hatten die Schülerinnen und das Kollegium der Bischöflichen St. Angela- Schule die Möglichkeit, Geschichte hautnah zu erleben. Berichtet wurde über die Zustände in der DDR durch den Zeitzeugen Herrn Hippe.
Durch das Zeitzeugenprojekt soll nicht nur der Geschichtsunterricht erweitert werden, sondern auch die Möglichkeit geboten werden, Geschichte aus der Perspektive von Betroffenen kennen zu lernen. Herr Hippe, welcher während des Zweiten Weltkriegs geboren wurde, wuchs im Osten Deutschlands – in Halle an der Saale – bei seinen Großeltern auf, da seine Mutter nach Kriegsende aus politischen Gründen in den Westen gezogen war. In Ostdeutschland begann auch seine schulische Laufbahn. Aufgrund eines zu langen Besuchs ohne Visum bei seiner Mutter im Westen wurde ihm jedoch der Zugang zur Abiturprüfung verweigert.
Allen Zuhörern wurden schnell die gesellschaftlichen und politischen Probleme der Bewohner der DDR in jener Zeit sichtbar. Als der Zeitzeuge bereits in der Lehre war, unternahm er einen Fluchtversuch in den Westen, wobei er jedoch ertappt und von der Kriminalpolizei festgenommen wurde. Nach langen Verhören wurde schließlich in einem so genannten Jugendwerkhof, der einer Strafanstalt glich, eingesperrt. Herr Hippe schilderte eindrücklich, wie unerträglich und menschenverachtend die bestehenden Zustände waren, wodurch sein Bedürfnis zunehmend stieg, diese Anstalt verlassen zu können. Tatsächlich wurde er nach mehreren Wochen entlassen, jedoch unter der Bedingung, für die Polizei zu arbeiten und sogenannten Spitzeldiensten nachzugehen. Die emotionale Belastung, die der Jugendliche damals erfuhr, wurde uns besonders klar, als er über seinen versuchten Suizidversuch berichtete.
Im weiteren Verlauf erzählte Herr Hippe über die Begegnung mit seiner späteren Ehefrau, mit welcher er kurze Zeit danach ein gemeinsames Kind bekam. Des Öfteren war es ein Thema für die junge Familie, den Osten zu verlassen, aber wegen des Risikos auf einem Fluchtversuch erwischt zu werden, entschieden sie sich dagegen.
Im zweiten Teil seines Vortrags befasste er sich mit den 60er Jahren, in dieser Zeit konnte er sich trotz fehlendem Abitur für einen Studienplatz qualifizieren. Während er sein Studium 1975 erfolgreich abschloss, wurden mehrere seiner Ausreiseanträge abgelehnt und ihm wurde bewusst, dass es für ihn und seine Familie keine Möglichkeit gibt, der DDR zu entkommen.
Erst ein Jahr vor dem Fall der Berliner Mauer gelang es Herrn Hippe mit seiner und anderen befreundeten Familien durch einen Fluchtversuch über die amerikanische Botschaft die DDR für immer zu verlassen, woraufhin er in Düren sesshaft wurde, wo er bis heute lebt. Obwohl der Vortrag von Herrn Hippe sehr informativ und aufschlussreich war, hatten einige Schülerinnen weitere Fragen zu seinem Leben; so unter anderem, ob er das Bedürfnis hatte, sich einen Einblick in seine Stasi-Akte zu verschaffen. Dies wurde von Herrn Hippe bestätigt, da nach seinen Worten „eine große Neugier bestand“, diese zu lesen.
Durch Herrn Hippes Worte ist vielen klar geworden, dass Bildung keine Selbstverständlichkeit ist und dass diese im vollsten Masse genutzt werden sollte; außerdem wurde uns vermittelt, dass Freiheit für uns immer das höchste Gut sein sollte, welches Wert zu schätzen ist. Abschließend kann ich sagen, dass Herrn Hippes Erzählung über sein Leben vielen von uns sehr nahe ging. Es war nicht nur eine Erzählung, welche über die Umstände in der Vergangenheit Deutschlands informieren hat, sondern uns Einiges mit auf unseren Lebensweg gibt.
(Verantwortlich für diesen Beitrag: Abiturientin Sidra Jaafary)