Gastbesuch in Prag
Im Rahmen des EU-Programms Erasmus+ hatten 24 Schülerinnen und Schüler aus Klasse 9 unserer Schule die Gelegenheit, an einem Schüleraustausch mit unserer Partnerschule in Prag teilzunehmen. 15 Schülerinnen und Schüler der Prager Základní škola Táborská empfingen uns dort sehr herzlich, und gemeinsam erlebten wir eine Woche voller spannender Aktivitäten und interkulturellem Austausch.
Dieser Schüleraustausch war gekennzeichnet von mehreren Höhepunkten, weil Prag so herausragend viele Sehenswürdigkeiten zu bieten hat. Dazu zählen der Aussichtshügel und Aussichtsturm Petrin, von wo aus die Gruppe eine spektakuläre Sicht über die Stadt hatte.
Ein anderer Höhepunkt des Aufenthalts war die Besichtigung der berühmten Prager Burg, bei der wir tief in die Geschichte und Kultur Tschechiens eintauchten. Auch beim Sport und beim Stadtrundgang durch das Viertel Vyšehrad hatten die deutschen und tschechischen Schülerinnen und Schüler die Gelegenheit, gemeinsam aktiv zu sein und ihre Sprachkenntnisse zu verbessern. Schnell zeigten sich alle Schülerinnen und Schüler offen für die Verständigung miteinander, auf Englisch und Deutsch. In der Prager Schule lernten die Schülerinnen und Schüler beider Schulen, sich auf Deutsch und Tschechisch vorzustellen und über Lieblingsfächer und Hobbies zu sprechen. Die Offenheit und die Gastfreundschaft, die wir dabei erfuhren, schufen eine sehr positive Atmosphäre und stärkten das Zusammengehörigkeitsgefühl der Gruppe.
In der škola Táborská arbeiteten alle Schülerinnen und Schüler gemeinsam projektartig zum Thema deutschsprachige Schriftsteller. Die Schülerinnen und Schüler erklärten einander Sprichwörter und arbeiteten sich in den biographischen Hintergrund von Franz Kafka ein. Sie betrachteten in Auszügen Kafkas Verwandlung. Besonders spannend war es, Kafkas Werk aus der Perspektive seiner Heimatstadt Prag zu betrachten und die historischen sowie persönlichen Hintergründe seines Schaffens zu verstehen. Um sich noch intensiver in die literarische Figur hineinzuversetzen, haben die Schülerinnen und Schüler gemeinsam einzelne Szenen der Verwandlung nachgespielt, was ein emotionales Erlebnis für sie war. Den Schülerinnen und Schülern wurde sehr deutlich, dass Franz Kafka eine schwierige Kindheit hatte, die sein literarisches Schaffen beeinflusste Besonders berührend wirkte Kafkas Brief an seinen Vater, welcher die Selbstzweifel des auf seine Kindheit und Jugend zurückblickenden Mannes zeigte. Dieser literarische Exkurs durch den Brief und durch Verwandlung bot allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern neue Denkanstöße und zeigte, wie relevant Kafkas Themen auch heute noch sind.
Ein weiterer beeindruckender Programmpunkt war ein gemeinsamer Ausflug nach Theresienstadt und Reichenberg. Dort bekamen wir nicht nur Einblicke in die historischen und kulturellen Hintergründe der Region, sondern konnten auch die Bedeutung von Toleranz und Verständigung hautnah erleben. Ein bewegender Teil unseres Aufenthalts war der Besuch von Theresienstadt, wo wir sowohl die Kleine als auch die Große Festung besichtigten. Besonders die Führung durch die Kleine Festung hinterließ einen tiefen Eindruck bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Unser Museumspädagoge vermittelte uns die erschütternde Geschichte dieses Ortes, der zunächst als Gefängnis für politische Gefangene und später während des Zweiten Weltkriegs als Internierungslager für Jüdinnen und Juden genutzt wurde. Die schockierenden Erzählungen über die unmenschlichen Bedingungen, denen die Gefangenen ausgesetzt waren, gingen allen sehr nahe und führten uns die Grausamkeit des Regimes eindrücklich vor Augen. Die Schülerinnen und Schüler hörten aufmerksam zu und an ihren Gesichtern waren sowohl großes Interesse als auch Betroffenheit zu erkennen. Der Besuch in Theresienstadt machte die Geschichte des Holocausts auf eine Weise spürbar, die uns alle tief bewegte.
Dank der Unterstützung durch das Erasmus+-Programm konnten die Schülerinnen und Schüler neue Freundschaften knüpfen und wertvolle Erfahrungen sammeln. Der Schüleraustausch wird durch das Erasmus+- Programm finanziell gefördert. Der Schüleraustausch nach Prag wird allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern noch lange in Erinnerung bleiben und hat den kulturellen Austausch sowie das gegenseitige Verständnis nachhaltig gefördert.